Ingrid Hustädt

Ich bin Cottbuserin von Anbeginn, hier wurde ich 1956 geboren. Ich lebe gern in dieser, meiner Vaterstadt. Meine Mutterstadt ist Achern im Schwarzwald. Auch dort fühle ich mich zuhause. Meine Kindheits- und Jugendjahre verbrachte ich in Burg im Spreewald, wohin es mich immer wieder zum Verweilen zieht. Dieses Unterwegs sein, Weggehen, Ankommen und Wiederkommen prägt mein Leben.


   Ich bin ein Chamäleon, in verschiedener Hinsicht. Zu dieser Erkenntnis bin allerdings erst spät, aber nicht zu spät gekommen. Das hat, trotz meiner nichtsorbischen Herkunft, mit meiner Hinwendung zum Sorbischen zu tun und war bedeutend für meine eigene Identitätsfindung. Davon schreibe ich in dem Essay “Ein Chamäleon in der Lausitz: Betrachtungen zur Identität” (veröffentlicht in dem Band Zeitmaschine Lausitz. Raum-Erfahrungen – Leben in der Lausitz.

Nazhonjenja z rumom – Nazgónjenja z rumom. Ein Lesebuch). Mein Weg der Identitätssuche hat mich von der Erkenntnis bis zum Bekenntnis geführt, dass es mir als symbolisches Chamäleon gut geht.


   Ich lernte mit Begeisterung von der ersten Klasse an die sorbische Sprache. Dank der charismatischen Sorbischlehrerin in der Burger Grundschule, die bei meinen Eltern um meine Teilnahme an ihrem Unterricht warb. An der damaligen Sorbischen erweiterten Oberschule in Cottbus (heute: Niedersorbisches Gymnasium) legte ich 1975 das Abitur ab und ging zum Pädagogikstudium für die Fächer Sorbisch und Russisch an die Leipziger Universität.
   In meinem Arbeitsleben war ich bis 1992 Lehrerin für Sorbisch und Russisch an eben jener Sorbischen erweiterten Oberschule und später bis 2020 Lektorin für sorbische Schulbücher im WITAJ-Sprachzentrum Cottbus. Freiberuflich war und bin ich u.a. Übersetzerin, v.a. für das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen sowie Herausgeberin von sorbischen Anthologien.


   Literatur ist meine Leidenschaft – das Lesen und das Schreiben. Ich schreibe in sorbischer und in deutscher Sprache Prosa (Kurzgeschichten, Märchen) und Lyrik (u.a. Haiku) für Kinder und Erwachsene sowie gelegentlich Theaterstücke für Kinder. Das Theaterstück “Tužny princ / Der traurige Prinz” wurde im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen aufgeführt, drei weitere im Rahmen des WITAJ-Sprachprojektes. Veröffentlichungen meiner literarischen Texte sind in mehreren sorbisch- und sorbisch-deutsch-sprachigen Anthologien des Domowina-Verlages sowie in der sorbischen Kulturzeitschrift Rozhlad zu finden.


   Meine publizistischen Arbeiten behandeln u.a. gesellschaftspolitische und kulturelle Themen im Zusammenhang mit dem Sorbischen, es sind v.a. Kommentare, Essays und Rezensionen. In einer mehrteiligen Sendung im sorbischen Rundfunk setzte ich mich an Beispielen mit dem Frauen- und Männerbild in der sorbischen Literatur auseinander.


   Ich bin offen für das ganze “schöne bisschen Leben” (Dorothea Kleine), für das Geschehen in kleinen und großen Welten mit ihren Widrigkeiten und Schönheiten. Davon schreibe ich. Meine Texte sind ernst und nachdenklich, heiter und lebensbejahend. 

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